„Kinder sind naturell. Sie haben grundsätzlich keine Probleme damit, Trauer erleben zu dürfen. Problematisch machen es meistens nur die Erwachsenen durch Ihre Erlebnisse, Ängste oder Befürchtungen.”
Es ist wundervoll, Kinder dabei zu beobachten, wie einfach und naturell sie im Umgang mit der Trauerarbeit leben. Bestes Beispiel dafür ist die Bemalung des Sarges. Kinder hören interessiert zu, stellen fragen und können sich mit dem Thema Tod und Sterben auseinandersetzen. Im Gegensatz zu den Erwachsenen werden Sie nicht durch bisherige Erfahrungen blockiert oder verängstigt.
Sie dürfen “unbeschwert” sich mit diesem Thema auseinandersetzen und lernen dabei für Ihr Leben. Der Tod gehört zum Leben unausweichlich dazu. Warum sollen wir unseren Kindern nicht die Chance geben, sich mit diesem Thema schon in frühen Jahren zu beschäftigen?
Inspirationen
Gemeinsam Trauern
Besonders im Familienverbund eignet sich das Bemalen eines Sarges. Oftmals schwelgen die Angehörigen in Erinnerungen, erzählen Geschichten, Anekdoten oder fangen an zu singen. Sie lachen und weinen gemeinsam und fühlen sich in diesem Moment nicht allein gelassen.
Heilsame Erfahrung
Das Bemalen eines Sarges hat für die Anghörigen etwas heilsames! Sie können Ihren Gedanken, Gefühlen und Wünschen freien Lauf lassen. Ob Lebensphasen als Farbblöcke dargestellt, Erinnerungen oder Gedichte in Schriftform festgehalten oder Bilder gemalt werden, durch das Bemalen eines Sarges beginnen viele Menschen mit Ihrer Trauerverarbeitung.
Projekt: "Berührungsängste abbauen"
In dieser Fotoserie haben wir bewusst Handabdrücke zur Verzierung des Sarges gewählt, um unser Projekt "Berührungsängste abbauen" sinnbildlich darzustellen. Zunäscht einmal muss niemand Angst davor haben, Holz (in diesem Moment einen Sarg) zu berühren. Gleichzeitig wird für die Kinder die Vorstellungskraft geweckt, dass der Verstorbene in diesem Sarg sein letztes Ruhebett erhält und auf diesem Wege zum Friedhof bzw. zum Krematorium überführt wird.
Geeignet für Kinder ab 6 Jahren
Besonders geeignet ist das Bemalen für Kinder in einem Alter ab 6 Jahren. In dieser Lebensphase sind die Kinder bereit, sich mit dem Thema Tod, Sterben und Abschied nehmen zu beschäftigen.
Lebensphasen malen
Dieser Sarg wurde vollflächig bunt bemalt. Der Grundgedanke hierbei war, dass die verschiedensten Lebensphasen durch die unterschiedlichen Farbtöne wiedergespiegelt werden. Auch die diversen Formen signalisieren kurze oder lange, traurige oder freudige Lebensphasen.
Verabschiedung mit Collage
Manchmal finden Verabschiedungsfeiern auch ohne den Sarg oder die Urne statt. In diesem Moment bietet es sich an, eine Collage der Sargbemalung zu gestalten und diese bei der Feier aufzustellen.
Der Ablauf
Kurz nach Eintritt des Sterbefalles treffen wir uns mit Ihren Kindern im Bestattungshaus Schinkenmeyer in der Sandkaulstraße. Nach einer kurzen Begrüßung erhalten die Kinder eine einfühlsame Einweisung, was sie in der nächsten Stunde erleben werden. Wir sprechen über die Geburt, die Natur und die Tatsache, daß zu jedem Leben auch der Tod dazugehört. Wir erklären den Unterschied zwischen Erd- und Feuerbestattung, zeigen ihnen einen Sarg sowie eine Urne und vermitteln einen Eindruck über das letzte Ruhebett des / der Verstorbenen.
Aufgrund des spielerischen Malfaktors macht es den Kindern immer Spaß, den Sarg zu bemalen und liebevoll zu verzieren.
Besonders interessant ist es immer wieder zu beobachten, welche Eigendynamik die Sargmalerei bei den Erwachsenen nimmt und wie intensiv diese auf einmal Teil des Geschehens werden und den Wunsch verspüren, ebenfalls den Sarg zu bemalen.
Erinnerungen werden geweckt, Geschichten erzählt oder sogar Lieder gesungen. Trauer wird ganz spontan und unverhofft gemeinsam erlebt und verarbeitet.
Es ist immer wieder wunderbar zu beobachten, wie ganz plötzlich die Eltern anfangen, von ihren Kindern zu lernen.
Der lebenswerte Vorteil:
Wenn die Kinder einige Tage später mit zur Trauerfeier / Beerdigung erscheinen, bemerken diese, daß Sie die Verabschiedungsfeier mit gestaltet haben! Sie treten ein in die Trauerhalle und nehmen ihren eigens gestalteten Sarg / Urne wahr und erhalten dadurch ein vertrautes Gefühl. Erste Berührungsängste wurden abgebaut. Auch diesen Schritt begleiten wir als Trauerfallbegleiter zu 100% mit ihnen gemeinsam.
Haben Sie Vertrauen in Ihre Kinder und gewähren Sie ihnen, sich mit dem Leben auseinander setzen zu dürfen.
Kommentare
Achim Pöhland, Aachen
Vielen Dank für die professionelle, mehr aber noch für die persönliche Begleitung in den letzten Wochen. Die Art und Weise, auf welche wir bei Euch alternative Wege der Bewältigung eines traurigen Ereignisses erleben durften, hat unseren - und damit meine ich nicht nur die Kinder - Horizont erweitert und gelehrt, das Geschehene dort einzuordnen, wo es hingehört - als einen Teil des Lebens. Deinen Beruf sehe ich zudem auch noch einmal mit anderen Augen, als Berufung, welchen Du, kreativ und aus Überzeugung folgst.
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